Eine junge Frau und ein junger Mann rüsten sich zum Boxkampf. Ihre grünen Boxhandschuhe (ein Merchandising Produkt und Kinderspielzeug) haben die Form von Fäusten der 60er Jahre Comic-Figur «The incredible Hulk». Der Antiheld «Hulk» ist das Alter Ego des introvertierten Nuklearphysikers Dr. Robert Bruce Banner. Seit der ängstliche und übervorsichtige Physiker einen Atomunfall überlebte, verwandelt er sich zeitweise in ein Frankenstein ähnliches Monster. Die Metamorphose des schmächtigen Genies zur wenig intelligenten aber unbesiegbaren Kreatur wird durch innere, unkontrollierbare Wut ausgelöst und mündet im grünen, Muskel protzenden Hulk, der von unendlicher Zerstörungswut angetrieben wird. Der Identitätsverlust des Dr. Banner erinnert stark an das Doppelgängermotiv von Dr. Jekyll und Mr. Hyde.
In der Zwei-Kanal-Videoinstallation «Yesterday is another country» stehen sich die beiden Geschlechter zum Kampf gegenüber. Doch bereits beim ersten Zuschlagen versinken sie in einenTrance, von Melancholie bis zur Selbstaufgabe. Die Videoaufnahmen bestehen aus unzähligen Aufzeichnungen des gleichen Bewegungsablaufs: vom Luftboxen bis zur absoluten Erschöpfung der Protagonisten. Alle Auftritte, vom ersten Schlag bis zum bald folgenden Zusammenbruch, wurden übereinander gelegt und zeitlich verzerrt. Die Umrisse der Personen lösen sich auf, sammeln sich wieder und ergeben neue Formen eines mehrgliederigen Körper aus unterschiedlichen Zeitfenstern. Ein zunächst unkontrolliertes Umsichschlagen wird zur heroischen Pose und Machtdemonstration, um wiederum in sinnliche Gemütszustände eines monströsen Körpers zu zerfallen. Die Überlagerungen durchbrechen die Linearität einer aufgezeichneten Abfolge und formen variable Sinnbilder wie z.B. das Wiedererkennen der mehrarmigen Kali (Göttin der Zerstörung), zu musealen Skulpturen, bis zu den Darstellungen von bekannten Superhelden aus der Popkultur. Die grünen Fäuste werden zu einem Universum aus Planeten, die ihr Zentrum beharrlich umkreisen, aber auch sorglos zusammenstossen oder in ihren Anziehungspunkt stürzen.
Aus den Überlagerungen und Zeitverzerrungen bildet sich ein Gefüge subtiler Regungen, die im Moment des Entdeckens bereits wieder verflogen sind. Die eigentlich sinnlose Übung und Selbstverausgabung führt zu einem Trancebild aus Farben und Formen. Die Videoarbeit erinnert an die vertraute Ohnmacht eine Möglichkeit zu erkennen, sie aber nicht sinnvoll und effizient zu nutzen und statt dessen in Melancholie zu versinken, die wiederum ein eigenes Potenzial in sich tragen kann.